Wie ein Comic-Album entsteht
Die Ausarbeitung der Charaktere war mühsam und dauerte mir zu lange. Ich beschloss kurzerhand mit der Geschichte loszulegen. Ein Storyboard gab es nicht, meine Vorgehensweise war intuitiv Mir standen einzelne Szenen lebhaft und sehr detailliert vor Augen. Diese Szenen würde ich mit Sicherheit verwenden und ich begann sie zeichnerisch umzusetzen. Eine zusammenhängende Geschichte würde sich letztendlich von selbst ergeben, hoffte ich.
Die Nibelungengeschichte sollte mit Kriemhilds Traum bzw. mit Bildern ihres Falken beginnen.
Auf dem Eröffnungspanel der Geschichte sitzt der Falke auf einer Stange am Burg-fenster und blickt - bevor er abfliegt - zurück in Kriemhilds Kammer.
Noch während der Arbeit an der Falkenpanel stiegen weitere Szenen aus dem Strom der Fantasie ans Licht und nahmen konkrete Formen an. Es waren fantastische Bilder, die ich unbedingt sofort festhalten musste.
Ich sah ich eine Frau, die untrennbar mit einem Seil verbunden war, das sich durch eine unbekannte, scheinbar menschenleere Welt schlängelte.
Der Weg der Frau wurde durch das Tau vorbestimmt. Die Symbolik dieser Bilder faszinierte mich, und ich zeichnete vier Seiten ohne einen Plan zu haben, wie ich jemals den Bogen zu Kriemhild und ihrem Falken schlagen könnte oder ob diese Szenen überhaupt mit der Nibelungengeschichte in Einklang zu bringen war.
Die Bleistiftzeichnungen gingen schnell von der Hand; sie mussten im nächsten Schritt "getintet" und abschließend koloriert werden.
Beim Eintinten der Bleistiftzeichnung des erstens Panels der ersten Seite wurde mir nach mehreren Fehlversuchen klar, dass meine Vorgehensweise nicht praktikabel war. Eine Tintenzeichnung ließ sich nicht oder kaum verändern, doch ohne Storyboard zu arbeiten würdejede Menge Veränderungen erfordern.
Der auf diese Weise entstehende Arbeitsaufwand schien mir eindeutig zu hoch. Ich brach nicht nur das Eintinten des ersten Panels auf halbem Weg ab, sondern legte das gesamte Projekt auf Eis. So ließ sich kein Comic-Album realisieren.