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Wie ein Comic-Album entsteht

Jetzt blieb nur noch das Problem mit der Wiedererkennbarkeit der Figuren, hierfür war eine separate Lösung erforderlich. Zum Beispiel ein 3D-Modell, das man aus jedem Winkel betrachten und immer wieder verwenden konnte, ohne dass es sich veränderte.

Mit dem kostenlosen, open-source 3D-Programm Blender kann man solche Modelle herstellen. Die Vielzahl der Funktionen, die Blender beherrscht, sind in Module unterteilt. Als Benutzer kommt man erst in den vollen Genuss dieses fantastischen Programms, wenn man den Aufbau und die Einrichtung der Module versteht und einigermaßen beherrscht. Doch das Erlernen der Bedienung ist zeitaufwendig, und aus diesen Gründen erwarb ich zusätzlich das 3D-Gestaltungsprogramm ZBrush.  Allerdings muss auch die Bedienung dieses Programms erlernt werden. Bedie-nungshilfen und Dokumentationen gibt es ausschließlich online. Es dauerte einige Monate bevor ich in der Lage war, das beeindruckende Potential von Blender und ZBrush zielgerichtet einzusetzen und halbwegs brauchbare 3d-Modelle zu formen.

Oben: Screenshot von ZBrush mit Modell für das Comic-Album. 

Links: Je mehr Praxiserfahrung ich mit ZBrush sammeln konnte, desto sicherer wurde die Gestaltung von 3D-Modellen; die Bilder zeigen die allmähliche Entwicklung des Alphazulu-Protagonisten (von oben nach unten).

Der Produktion von Comic- oder Game-Figuren mit 3d-Programmm sind (fast) keine Grenzen gesetzt. Das Potential dieser Spezialanwendungen ist atem-beraubend. Um dieses Potential auszuschöpfen, müssen Benutzer Beharrlichkeit und sehr viel Geduld aufbringen. Doch selbst für geschickte Anwender bleibt die Entwicklung von einsatzfähigen Modellen ein langwieriger Gestaltungsprozess. 3D-Arbeiten sind ganz einfach zeitaufwendig.

Obwohl man mit Blender und ZBRush Ganzkörperfiguren auch animieren oder posieren lassen kann, habe ich, aus Zeitgründen und um authentischere Bewegungs-abläufe zu gewährleisten, ein alternatives Verfahren entwickelt.

Hierbei erstelle ich in ZBrush zunächst eine geeignete Grundpose meiner Figur (Nr. 1, links). Alle weiteren Arbeiten finden in Photoshop auf der 2D-Ebene statt (Nr. 2-5). Die einzelnen Körperteile der Grundpose werden separat, aber in etwa passend, auf ein Modellfoto mit der gewünschten Pose übertragen (Nr. 3) und anschließend schrittweise "zusammengemalt" und montiert (Nr. 4.5).

Für die hier vorgestellte Produktion eines Comic-Albums ist ein umfangreiches Fotoarchiv ein wichtiger Schlüsselfaktor. Besonders geeignet sind eigene Fotos, die eine Szene oder Figur möglichst glaubhaft und authentisch wiedergeben können.

Rechts das fertige Panel, in dem Mick den Attentäter Spacko aus der Mensa auf der anderen Straßenseite wiederentdeckt.

Das für diese Szene verwendete Hintergrundfoto vom Nauener Platz wurde fast vollständig übermalt bzw. durch verschiedene Einzelelemente aus anderen Quellen ergänzt oder umgestaltet.

Datei „Berlin - U-Bahnhof Nauener Platz (7811420512).jpg“, Urheber: IngolfBLN;

Creative-Commons-Lizenz (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.de).